Giardien beim Hund sind weit verbreitet. Es handelt sich um einzellige Parasiten, die die Durchfallerkrankung Giardiose verursachen.1 Vor allem bei jungen und alten sowie bei kranken Hunden mit einem geschwächten Immunsystem kann sich ein Giardienbefall mit starken Symptomen äußern.2 Der Befall kann aber ebenso ohne Krankheitsanzeichen bestehen. Doch auch dann sind die Hunde ansteckend für andere Tiere.3 Auch Menschen und Katzen können sich mit bestimmten Typen von Giardien bei Hunden anstecken und umgekehrt. Wie oft das tatsächlich vorkommt, ist allerdings nicht genau bekannt.1
Was sind Giardien?
Giardien sind mikroskopisch kleine Einzeller (Protozoen), die hauptsächlich den Dünndarm ihres Wirts besiedeln. Dort vermehren sie sich, indem sie sich zweiteilen.1 Anschließend bilden sie sogenannte Zysten – widerstandsfähige, infektiöse Parasitenstadien. Infizierte Wirtstiere scheiden die Zysten mit ihrem Kot aus. So verbreiten sich Giardien und können in andere Wirte gelangen.1, 3, 4
Im Magen-Darm-Trakt eines neuen Wirts entstehen aus jeder Zyste zwei Einzeller, die sich anschließend weiter vermehren können. Es dauert ungefähr 4 bis 16 Tage, bis frisch infizierte Wirtstiere selbst Zysten über ihren Kot ausscheiden – mitunter werden dann mehrere Wochen bis Monate Zysten ausgeschieden. Hierbei kann die Menge der ausgeschiedenen Zysten sehr groß sein.1
Wie stecken sich Hunde mit Giardien an?
Hunde infizieren sich mit Giardien, wenn sie die Zysten oral aufnehmen. Das kann unbemerkt durch eine Schmierinfektion geschehen, bei Sozialkontakten mit anderen Hunden, v.a. auch beim gemeinsam Spielen in der Hundeschule oder auch indirekt, wenn der Hund zum Beispiel Gegenstände ableckt, an denen Zysten haften. Aber auch Erde, Wasser oder Futter können kontaminiert sein. In Kot können die Zysten etwa eine Woche und in feuchter Umgebung sogar über drei Monate infektionsfähig bleiben. Für eine Infektion sind nur wenige Zysten erforderlich.5
Giardien beim Hund: Welche Symptome treten auf?
Giardien können beim Hund die Darmfunktion stören, die Darmschleimhaut verändern und das Mikrobiom im Darm beeinflussen. Als Symptom tritt vor allem Durchfall auf, der dünnbreiig bis wässrig ist. Der Kot kann zudem auffallend schleimhaltig und fettig sein sowie in seltenen Fällen Blut enthalten.1 Darüber hinaus können Erbrechen, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust auftreten. Allerdings zeigen viele Hunde trotz Giardienbefall keine Symptome. Von einem schwereren Krankheitsverlauf sind hauptsächlich junge, alte oder immungeschwächte Hunde betroffen.2
Giardien beim Hund: Behandlung mit Antiparasitika und weitere Maßnahmen
Ob ein Giardienbefall eine Behandlung erfordert, entscheiden die behandelnden Tierärzte und Tierärztinnen anhand verschiedener Kriterien. Bei einem positiven Test und zusätzlich bestehenden Krankheitsanzeichen ist eine Behandlung angeraten.2 Dazu stehen wirksame Medikamente zur oralen Einnahme mit unterschiedlichen Wirkstoffen zur Verfügung. Die Behandlung dauert bis zu sieben Tage. Etwa eine Woche nach der Behandlung wird eine Kontrolle des Therapieerfolgs empfohlen, indem der Kot noch einmal auf Giardien untersucht wird. Wenn der Test weiterhin positiv ist und noch Symptome bestehen oder das Ansteckungsrisiko reduziert werden soll, sollte die Behandlung erneut erfolgen.3
Welches Futter eignet sich für Hunde mit Giardien?
Halter und Halterinnen sollten auf eine gut verdauliche und magere Ernährung ihres Hundes achten – im Idealfall mit wenig Kohlenhydraten und viel Protein. Die richtige Ernährung kann einerseits den Durchfall lindern und andererseits die Giardien sowie unerwünschte Darmbakterien in ihrem Wachstum hemmen.2
Giardien beim Hund: sind Hausmittel hilfreich?
Es gibt keine Hausmittel, die nachweislich gegen Giardien wirken und als Alternative zu einer medikamentösen Therapie bei einem behandlungsbedürftigen Befall infrage kommen.2 Fragen Sie in Ihrer Tierarztpraxis nach, was Sie begleitend zu den verschriebenen Medikamenten noch Gutes für Ihren Vierbeiner tun können.
Hygiene ist wichtig bei der Bekämpfung von Giardien beim Hund
Nach einem Befall mit Giardien können Hunde eine Immunität entwickeln. Diese ist jedoch vor allem bei jungen Hunden nicht ausreichend, sodass sie sich wiederholt infizieren können.1, 2 Da die Giardienzysten zudem sehr hartnäckig sind, spielen im Umfeld der infizierten Tiere bestimmte Hygienemaßnahmen eine bedeutende Rolle. Folgende Maßnahmen sind wichtig für die effektive Bekämpfung von Giardien:2
- Einsammeln von Hundekot in Plastikbeuteln und Entsorgung im Restmüll
- Reinigung aller mit Kot kontaminierten Flächen und Gegenstände mit einem geeigneten Desinfektionsmittel oder einem Dampfstrahler (mind. 60 °C)
- Hunde mit speziellen Shampoos am Anfang und Ende der medikamentösen Behandlung waschen
- Futter- und Wassernäpfe täglich mit kochendem Wasser reinigen und vollständig trocknen
- Kissen, Decken und andere waschbare Textilien des Hundes bei mindestens 65 °C waschen
Generell gilt, dass Trockenheit und Temperaturen über 60 °C die Giardienzysten abtöten.1 Auch gegenüber Temperaturen unter -4 °C für länger als eine Woche sind die Zysten empfindlich.4 Während der Bekämpfung von Giardien ist natürlich auch gründliches Händewaschen wichtig.6 Weitere Informationen zu den Hygienemaßnahmen finden Sie bei den Empfehlungen des europäischen Expertengremiums für Parasiten (ESCCAP).
Giardien beim Hund vorbeugen
Hunde mit einem geschwächten Immunsystem sind für Giardien besonders anfällig. Ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems ist das Mikrobiom im Hundedarm. Mit einem speziellen Ergänzungsfuttermittel für Hunde können Sie das Immunsystem des Vierbeiners stärken: Eine Kombination aus Prä- und Probiotika unterstützt eine gesunde Darmfunktion und ein ausbalanciertes Mikrobiom.
Zur Vorbeugung eines Giardienbefalls darf auch eine angemessene Hygiene nicht fehlen. Vorbeugende Hygienemaßnahmen sind vor allem dann ratsam, wenn ein weiterer Hund oder eine Katze einzieht. Bis das neue Tier negativ auf Giardien getestet wurde, sollte es zur Sicherheit von den anderen Haustieren getrennt bleiben.5 Eine Impfung gegen Giardien beim Hund steht bislang nicht zur Verfügung.1
Wann ist eine Giardien-Übertragung vom Hund auf Mensch möglich?
Es gibt mehrere genetische Gruppen der Giardien, die unterschiedliche Wirtstiere befallen. Nicht alle Giardien können vom Hund auf den Menschen übergehen. Manche sind jedoch zwischen Hund, Mensch, Katze und anderen Wirbeltieren übertragbar.1 Insgesamt wird das Risiko für den Menschen eher gering eingeschätzt.2, 4 In der Regel testen Tierarztpraxen allerdings nicht, welche Giardiengruppe vorliegt.4 Daher ist eine sorgsame Hygiene auch als Schutz für den Menschen wichtig, wenn ein Hund von Giardien befallen ist.
Insbesondere bei kleinen Kindern, älteren Personen und immungeschwächten Menschen ist Vorsicht geboten. Kommt es bei ihnen zu Symptomen einer Magen-Darm-Erkrankung wie Durchfall oder Erbrechen, sollten sie sich ärztlich untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen.2 Zu Bedenken ist, dass auch einige Würmer ähnliche Symptome wie Giardien hervorrufen.
Hunde sind nicht die einzigen Überträger von Giardien
Vor allem bei Kindern ist eine Infektion mit Giardien keine Seltenheit. Menschen stecken sich aber wohl vor allem bei anderen Menschen an: Infizierte Personen scheiden beim Stuhlgang ebenfalls infektiöse Zysten aus, die per Schmierinfektion weitergegeben werden können. Eine Aufnahme der Zysten ist zum Beispiel über verunreinigtes rohes Gemüse oder Trinkwasser möglich. Sogar eine Übertragung durch Fliegen ist nicht ausgeschlossen.7 Außerdem ist zu beachten, dass Menschen eine potenzielle Infektionsquelle für Giardien beim Hund darstellen.1
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1. Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
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2. Von Samson-Himmelstjerna, G., Rinn, N.: Giardien beim Hund erfolgreich behandeln. praxisnah veterinärmedizin. 2022;9+10.
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3. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Giardien beim Hund
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4. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Protozoen
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5. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Einzeller (intestinale Protozoen)
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6. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Hygienemaßnahmen bei Giardien
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- Bundesverband für Tiergesundheit e. V. (BfT): Giardien und andere Darmparasiten