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Canines Herpesvirus: Ursache des infektiösen Welpensterbens

Hundehalterinnen und -halter kennen das canine Herpesvirus (CHV) als einen Erreger des Zwingerhustens  – eine Erkrankung, die bei erwachsenen Hunden oft mild verläuft. Doch das Virus kann auch drastische Auswirkungen haben: In Hundezuchten ist es die Ursache für das sogenannte ‚infektiöse Welpensterben‘. Hundewelpen im Alter von bis zu drei Wochen sind am meisten gefährdet. Sie können plötzlich und unerwartet sterben, wenn sie sich mit CHV anstecken. Seit einigen Jahren gibt es aber eine Impfung, die dem Muttertier verabreicht werden kann und welche die Welpen vor der Erkrankung schützt.1, 2

Hundewelpe Canines Herpesvirus
Hundewelpe Canines Herpesvirus

Wie stecken sich Hunde mit CHV an?

Die Übertragung des caninen Herpesvirus erfolgt über die Schleimhäute, also über das Hundemaul oder die Nase oder auch während der Paarung über Vaginalsekret oder Samenflüssigkeit.1, 3 Erwachsene Hunde können infiziert sein, ohne Symptome zu zeigen. So kann ein infizierter, aber scheinbar gesunder Rüde das Virus beim Decken auf eine gesunde Hündin übertragen, die es dann – auch ohne selbst Symptome zu entwickeln – an ihre Jungen weitergibt.1

Die Kleinen können sich schon im Mutterleib anstecken, z. B. in der Gebärmutter oder während der Geburt. Sie kommen dann bereits infiziert zur Welt. Häufig geschieht die Ansteckung aber auch kurz nach der Geburt, vor allem durch den engen Kontakt zum Muttertier oder durch die Übertragung des Virus von einem bereits infizierten Welpen auf einen anderen.1, 2

Canines Herpesvirus: weit verbreitet und dennoch schwer zu entdecken

CHV ist bei Hunden weit verbreitet – in deutschen Hundezuchten soll beispielsweise jeder dritte Hund den Erreger in sich tragen. Vermutlich ist die Zahl der betroffenen Hunde aber noch höher, denn es ist nicht einfach, CHV mit einen PCR-Test nachzuweisen.3

Symptomlos infizierte Hunde scheiden das Virus nur phasenweise und auch nur in geringen Mengen aus. Die Vierbeiner sind latent infiziert – das bedeutet, dass sich das Virus nach einiger Zeit vor allem in Nervenzellen zurückzieht, wo es inaktiv ist und sich nicht mehr vermehrt. Latent infizierte Hunde bilden keine neuen Antikörper gegen das Virus – der bestehende Antikörperspiegel sinkt rasch ab. Daher erlaubt die Messung von Antikörpern keine zuverlässigen Rückschlüsse auf die Infektion.1, 3

Bei Stress, bei der Geburt oder wenn das Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt ist, kann es zu einer Reaktivierung des Virus kommen. Es breitet sich dann wieder im Körper aus und kann auch an andere Hunde weitergegeben werden. Mit einer zeitlichen Verzögerung werden dann auch wieder erneut Antikörper von den Hunden gebildet.1, 3

Mögliche Symptome der CHV-Infektion bei Groß und Klein

Erwachsene Hunde entwickeln, wenn überhaupt, dann nur geringe Symptome im Bereich der Atemwege (Zwingerhusten-Komplex) oder Augen (Entzündung am Augenlid, Bindehautentzündung, Hornhautentzündung). Auch Bläschen und Entzündungen an den Schleimhäuten der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane kommen vor. Schwerwiegend sind die möglichen Folgen einer Erstinfektion für trächtige Hündinnen: Sie können Fehl- oder Totgeburten haben und auch unfruchtbar werden.1, 3 
Bleibt die Trächtigkeit bestehen, stellen infizierte Hündinnen eine Infektionsquelle für ihre Welpen während und nach der Geburt dar.

Ungeschützte Welpen, die jünger als drei Wochen sind, sterben nahezu immer innerhalb weniger Tage an der Infektion. Nach der Ansteckung breitet sich der Erreger über den Blutkreislauf in die Organe und ins Nervensystem der Kleinen aus. Die Welpen hören auf zu trinken – Symptome wie Durchfall und punktförmige Blutungen an der Haut und den Schleimhäuten sind möglich. Manche Hundewelpen würgen oder erbrechen auch, atmen schwer und wimmern oder schreien, bevor sie schließlich sterben. Der Tod kann aber auch eintreten, ohne dass die Tiere vorher überhaupt erkennbare Anzeichen der CHV-Infektion zeigen.1

 

Hundin mit Welpe Canines Herpesvirus

Warum sind neugeborene Welpen besonders anfällig für CHV?

Dass die Infektion mit dem caninen Herpesvirus für neugeborene Welpen besonders kritisch ist, hängt mit deren Körpertemperatur zusammen. Die Kleinen können ihre Temperatur noch nicht so effektiv regulieren, wie ältere Hunde – sie sinkt leicht auf Werte zwischen 35 und 37 °C ab, während erwachsene Hunde eine recht konstante Körpertemperatur von ca. 38 °C haben. Das Fatale: Der niedrigere Temperaturbereich schafft ideale Bedingungen für das canine Herpesvirus, denn bei unter 37 °C vermehrt sich der Erreger besonders gut.1, 2

Infektiöses Welpensterben: Wie lässt es sich verhindern?

Die Welpen können vor dem caninen Herpesvirus effektiv geschützt werden: Mit der Impfung des Muttertieres wird verhindert, dass die Neugeborenen an dem Erreger erkranken und sterben. Durch den Impfstoff entwickelt die Hundemama schützende Antikörper, die sie kurz nach der Geburt über die Muttermilch an ihre Jungen weitergibt.1

Impfschema für Zuchthündinnen gegen das canine Herpesvirus

Die Impfung gegen das canine Herpesvirus gehört zu den sogenannten Non-Core-Impfungen. Sie wird empfohlen für Hündinnen, mit denen gezüchtet werden soll und in deren Umfeld beispielsweise Infektionen mit CHV bekannt sind oder die viel Kontakt zu anderen Hunden haben. Für die Impfung spielt es keine Rolle, ob die Hündin bereits mit dem Erreger infiziert ist – auch latente Virusträgerinnen sollten geimpft werden. Um einen effektiven Schutz zu erreichen, sind zwei Impfungen in bestimmten Zeiträumen notwendig:1, 3

  • Die erste Impfung erfolgt vor der Trächtigkeit oder sieben bis zehn Tage nach dem Decken
  • Die zweite Impfung bekommt die Hündin ein bis zwei Wochen vor der Geburt
  • Das Impfschema sollte vor bzw. während jeder Trächtigkeit wiederholt werden
säugende Hündin canines herpesvirus

Können Welpen mit einer CHV-Infektion erfolgreich behandelt werden?

Ungeschützte Welpen, die in den ersten Lebenstagen Anzeichen einer CHV-Infektion zeigen, sind sehr schwierig zu behandeln. Es muss versucht werden, die Körpertemperatur der Kleinen mit Wärmelampen auf über 37 °C zu erhöhen, sodass die Virusvermehrung gehemmt wird. Die Gabe von Flüssigkeit kann außerdem ein Austrocknen verhindern. Überleben die Welpen so die Infektion, bleiben dennoch schwere neurologische Schäden wie Blindheit oder Taubheit zurück. In den meisten Fällen ist die Behandlung der jungen Hunde jedoch leider ohnehin nicht erfolgreich. Den besten Schutz vor dem infektiösen Welpensterben liefert daher die Vorsorge durch die Impfung des Muttertieres.1