Bei einer Katze mit Übergewicht sollten Halterinnen und Halter unbedingt aktiv werden: Es ist wichtig, dass dicke Katzen abnehmen – die überschüssigen Pfunde können zu verschiedenen Krankheiten führen. Und auch die Suche nach der Ursache darf nicht vernachlässigt werden. Im einfachsten Fall stecken hinter dem Übergewicht der Katze eine falsche Fütterung oder Bewegungsmangel. Die erste Hürde für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion ist oftmals, dass Herrchen und Frauchen überhaupt bei ihrer Katze das Übergewicht erkennen.
Zu viel auf den Rippen der Katze: Übergewicht erkennen
Fragen Sie sich, ob Ihr Stubentiger zu dick ist? Damit gehören Sie wohl eher zu einer Minderheit: Viele Katzenhalter und -halterinnen denken, ihr Tier sei normalgewichtig.1 Tatsächlich zeigen internationale wissenschaftliche Untersuchungen aber, dass ein Großteil der Katzen übergewichtig ist. In einer neuseeländischen Studie mit 200 Katzen waren z. B. fast zwei Drittel der Stubentiger zu dick. In Deutschland bringt laut dem Bundesverband für Tiergesundheit fast die Hälfte aller Katzen zu viel auf die Waage.1
Anzeichen von Übergewicht bei Katzen
Um bei einer Katze Übergewicht zu erkennen, helfen die folgenden Anzeichen:2
- Die Wirbelsäule und die Rippen sind schwierig zu ertasten
- Die Taille der Katze ist kaum ausgeprägt
- Der Katzenbauch hängt durch
Der jährliche Gesundheitscheck in der Tierarztpraxis hilft dabei, Gewichtsprobleme frühzeitig zu identifizieren. Die Beurteilung des Ernährungszustandes erfolgt mit Hilfe des sogenannten Body Condition Scores (BCS) treffen. Hierbei werden den Körpermerkmalen des Vierbeiners Zahlenwerte zugeordnet, um zu einer Einschätzung des körperlichen Zustandes zu gelangen. Die Skala reicht von 1 bis 9: von Untergewicht über Idealgewicht zu Übergewicht und Fettleibigkeit. Eine verständliche Übersicht zum BCS für Katzen liefert die Deutsche Gruppe Katzenmedizin.
Ab auf die Waage: Wie viel sollte eine Katze wiegen?
Wie viel auf der Waage ist zu viel? Pauschale Aussagen darüber, was Katzen wiegen sollten, sind schwierig. Denn das Idealgewicht einer Katze hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. von ihrem Alter, ihrer Größe, ihrem Geschlecht und ihrer Rasse. Was für eine typische Hauskatze als übergewichtig gilt, kann für eine großrassige Katze im Normbereich liegen. Fragen Sie Ihren Tierarzt bzw. Ihre Tierärztin zum Idealgewicht Ihrer Katze.
Dennoch ist Wiegen nicht unwichtig: Der regelmäßige Gang auf die Waage und die Dokumentation in einem Gewichtstagesbuch helfen dabei, Änderungen im Gewicht der Katze zu erkennen. Das ist nicht nur bei Katzen ratsam, die abnehmen sollen, sondern gilt für alle Katzen: Eine Veränderung im Gewicht – bei der Katze vor allem ein ungewollter Gewichtsverlust – kann auf verschiedene Krankheiten hindeuten, z. B. eine chronische Nierenerkrankung (CNE), eine Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus oder eine eine chronische Darmentzündung. Die Gewichtskontrolle ist daher auch ein wichtiger Teil jeder vorsorglichen Routineuntersuchung in der Tierarztpraxis.
Mögliche Ursachen: Warum ist die Katze zu dick?
Es kann verschiedene Gründe haben, warum eine Katze zu viel Gewicht hat. Bestimmte Rassen neigen etwa eher zu Übergewicht, z. B. die Maine Coon, die Britisch Kurzhaar oder die Norwegische Waldkatze.3 Doch auch einige weitere Faktoren können zu einem erhöhten Gewicht führen. Zu den Risikofaktoren für Übergewicht bei Katzen zählen:3
- Ein mittleres Alter (5 bis 11 Jahre)
- Männliches Geschlecht
- Kastration bei fehlender Anpassung der Fütterung
- Bewegungsmangel, vor allem bei Wohnungskatzen
- Ein Energieüberschuss durch zu viel Futter bzw. eine falsche Fütterung
Zu viel im Napf der Katze: Übergewicht durch falsche Fütterung
Einer der häufigsten Gründe für Übergewicht bei Katzen ist die Fütterung: Hier mal ein kleines Leckerli, da mal ein Häppchen vom Esstisch – oft meinen Halterinnen und Halter es nur gut. Vielleicht ist das Futter aber auch zu energiereich für den Lebensstil der Katze oder es wird schlicht zu viel gefüttert. Wichtig ist, dass Leckerlis bei der täglichen Energiebilanz der Katze einkalkuliert werden und dass die Futtermenge bzw. der Energiegehalt auf das Aktivitätslevel der Katze abgestimmt ist.
Eine Wohnungskatze, die viel Zeit mit Dösen und Schlafen verbringt, hat z. B. einen deutlich geringeren Energieverbrauch als eine Katze mit Freigang, die eventuell sogar auf die Jagd geht. Derartige Unterschiede gilt es bei der Fütterung zu beachten. Viele Hersteller von Katzenfutter bieten auf der Verpackung Informationen zur nötigen Futtermenge an, gemessen am Aktivitätslevel der Katze. Halterinnen und Halter, die mehrere Futtersorten mischen, sollten sich fachkundig beraten lassen, z. B. in einer spezialisierten Tierarztpraxis.
Unliebsame Folgen: Konsequenzen für dicke Katzen
Eine Katze mit Übergewicht hat ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Krankheiten. Im Vergleich zu einer Katze, deren Gewicht im Normbereich liegt, ist die Lebenserwartung um rund zwei Jahre verkürzt.4 Zu den möglichen Folgeerscheinungen von Übergewicht gehören:1
- Herz- und Kreislauferkrankungen
- Schwächung des Immunsystems
- Osteoarthritis
- Erkrankungen des Atmungssystems
- Hautkrankheiten
- Gestörter Fettstoffwechsel
- Krankheiten des Harntrakts / Harnröhrensteine
- Insulinresistenz und Diabetes mellitus
Diabetesrisiko: Bei Katzen mit Übergewicht deutlich erhöht
Das Risiko für Diabetes ist bei einer Katze mit Übergewicht etwa viermal höher als bei einer normalgewichtigen Katze. Hintergrund ist eine sich langsam ausbildende Insulinresistenz – das bedeutet, dass die insulinabhängigen Gewebe nicht mehr ausreichend auf das Hormon ansprechen. Studien zeigen, dass jedes überschüssige Kilogramm Gewicht der Katze die Insulinempfindlichkeit um 30 Prozent verringert. Die mögliche Folge: Die Katze bekommt Diabetes mellitus Typ 2, der unverzüglich behandelt werden muss. Machen Sie hier einen Test, ob Ihre Katze ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus hat.
Bei Katzen nimmt die Häufigkeit von Übergewicht und Diabetes seit Jahren zu. Verliert das Tier rechtzeitig überschüssiges Gewicht, kann sich ein Typ-2-Diabetes unter Umständen wieder zurückbilden. Ansonsten ist die Katze für den Rest ihres Lebens auf eine Therapie angewiesen. Zum Glück haben Halterinnen und Halter heute aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: Statt einer Insulinspritze gibt es auch Medikamente, die oral mit dem Futter verabreicht werden können. Weitere Infos zur Behandlung und mehr Hintergründe zu Diabetes finden Sie auf unserer Themenseite zu Diabetes bei Katzen.
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1. Bundesverband für Tiergesundheit e. V.: Übergewicht – eine Zivilisationskrankheit bei Hund und Katze
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2. Deutsche Gruppe Katzenmedizin: Body Condition Score für Katzen
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3. Bundesverband für Tiergesundheit e. V.: Der Speck muss weg
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4. Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V.: Übergewicht - kein Schönheitsfehler