Tollwut bei der Katze: nicht nur gefährlich für das Tier
Ohne den Schutz einer Impfung verläuft Tollwut bei der Katze tödlich. Außerdem können auch Hunde und sogar Menschen an Tollwut erkranken – die Virusinfektion gehört zu den gefährlichsten Zoonosen. Zwar ist die Tollwut in Europa in den letzten Jahrzehnten sehr stark eingedämmt worden, in vielen Teilen der Erde ist die Krankheit aber nach wie vor ein großes Problem. Den einzigen Schutz für die Vierbeiner bieten die Grundimmunisierung und die regelmäßigen Auffrischungsimpfungen. Erfahren Sie, wann die Impfung gegen Tollwut bei der Katze besonders empfehlenswert oder sogar unbedingt notwendig ist.
Wie wird Tollwut auf Katzen übertragen?
Die Erreger der Tollwut sind sogenannte Lyssaviren, die zur Familie der Rhabdoviren gehören. Katzen stecken sich vor allem durch den Biss eines infizierten Tieres an. Doch auch die Übertragung durch infiziertes Fleisch ist möglich – Tollwutviren bleiben in Tierkadavern einige Zeit ansteckend, bei kühlen Temperaturen sogar einige Tage.
Hätten Sie es gewusst?
Tollwut wird medizinisch auch ‚Rabies‘ genannt. Das Verb ‚rabere‘ ist lateinisch und heißt übersetzt ‚toben‘ und ‚wüten‘. ‚Lyssa‘, der Name des Virus, lässt ebenso tief blicken: In der griechischen Mythologie heißt so die Göttin des Wahnsinns und der Raserei.
Wo infiziert sich eine Katze mit Tollwut?
Tollwut tritt bei Katzen in Regionen mit infizierten Wildtieren auf. Deutschland gilt seit 2008 als frei von terrestrischer Tollwut, also von Tollwut am Boden lebender Tiere. Dies ist u. a. der jahrelangen Verteilung von Impfködern für Füchse zu verdanken. Denn die Tiere waren hierzulande wie auch in anderen europäischen Ländern lange das Hauptreservoir des Erregers.1 Doch Tollwutviren infizieren auch Fledermäuse – und Fälle von tollwütigen Fledermäusen gibt es auch in Deutschland immer wieder.2
Welche Rolle spielt Fledermaustollwut für Katzen und Menschen?
Fledermäuse können mit verschiedenen Tollwuterregern infiziert sein, die auch auf Katzen übergehen können. Sehr vereinzelt sind solche Fälle auch bekannt. Aber die gute Nachricht lautet: Die Tollwutimpfung für die Katze bietet einen gewissen Schutz auch gegen Fledermaustollwut.3
Menschen können sich ebenso bei Fledermäusen anstecken – und sind im Regelfall nicht gegen Tollwut geimpft.3 Der NABU rät, Vorsicht walten zu lassen, wenn sich eine Fledermaus in die Wohnung verirrt. Fassen Sie das Tier nicht an bzw. nur mit einem dicken Handschuh, um es ins Freie zu bringen. Bei geschwächten oder krank wirkenden Tieren sollten Sie das Veterinäramt informieren.4, 5
Tollwutgefahr im Ausland
Wie Deutschland gelten auch die meisten anderen europäischen Länder als frei von terrestrischer Tollwut. In osteuropäischen Ländern wie Weißrussland, Moldawien, der Ukraine und Russland ist die Tollwut bei Wild- und Haustieren allerdings nach wie vor ein Problem. Und auch weltweit betrachtet ist Tollwut noch ein großes Thema: Die Weltgesundheitsorganisation geht z. B. davon aus, dass jährlich rund 60.000 Menschen an Tollwut sterben – die meisten davon in Asien und Afrika.3
Das Risiko besteht für Katzen aus Deutschland vor allem, wenn sie ohne ausreichenden Impfschutz in Länder reisen, in welchen die Tollwut noch grassiert. In Deutschland kann es zu Tollwutfällen kommen, wenn Tiere illegal aus diesen Ländern importiert werden. Tatsächlich sind solche Fälle vereinzelt auch von Hunden bekannt. Fälle von tollwütigen Katzen durch solche Importe sind in Deutschland aber bisher nicht dokumentiert.5
Wie verläuft Tollwut bei der Katze?
Steckt sich eine ungeimpfte Katze mit Tollwut an, so hat das fatale Folgen. Von der Eintrittsstelle – meist ist das eine Bisswunde – gelangen die Viren in die Nervenfasern und wandern von dort weiter ins Rückenmark und ins Gehirn. Abhängig von verschiedenen Faktoren, z. B. wie alt die Katze ist oder wo sie gebissen wurde, bricht dann nach etwa zwei Wochen oder erst nach einigen Monaten die Krankheit aus. Sobald die Viren im Gehirn sind, breiten sie sich rasch auch auf andere Organe und die Speicheldrüsen aus. Tollwut bei Katzen endet etwa fünf Tage nach Auftreten der ersten Symptome tödlich. Klassisch wird der Krankheitsverlauf in die folgenden Stadien unterteilt:3
- Prodromalstadium (ein bis zwei Tage): Die Katze zeigt Verhaltensänderungen, z. B. maunzt sie vermehrt. Scheue Tiere werden zutraulich, während zahme Tiere scheu werden. Die Pupillen der Katze sind vergrößert, außerdem hat sie eine erhöhte Körpertemperatur.
- Exzitationsstadium (zwei bis vier Tage): Die Katze hat Muskelzuckungen und Koordinationsstörungen. Sie zeigt aggressives Verhalten wie Fauchen und einen Katzenbuckel. Außerdem sind verstärkter Speichelfluss und Schluckbeschwerden kennzeichnend.
- Paralysestadium (ein bis vier Tage): Das aggressive Verhalten lässt nach, stattdessen werden die Tiere zunehmend gelähmt. Schließlich verendet die Katze nach einem Todeskampf.
Rasende Wut und stille Wut
Die einzelnen Stadien der Tollwut bei Katzen sind nicht immer klar abgegrenzt. Der obige Verlauf entspricht der aggressiven Form. Wenn das Exzitationsstadium die anderen Stadien stark überlagert, spricht man auch von ‚rasender Wut‘ – der dominierenden Verlaufsform der Tollwut bei der Katze. Es kann aber auch eine stumme Verlaufsform geben, bei der das Prodromalstadium direkt ins Paralysestadium übergeht. Wenn die Lähmungserscheinungen im Vordergrund stehen, spricht man auch von ‚stiller Wut‘.3
Diagnose Tollwut: Gibt es eine Therapie für Katzen?
Besteht ein Verdacht auf Tollwut bei der Katze, ist umgehend das Veterinäramt zu informieren, welches dann das weitere Vorgehen beschließt. Gemäß Tollwutverordnung soll eine ungeimpfte Katze eingeschläfert werden, wenn anzunehmen ist, dass sie zu einem nachweislich oder sogar nur möglicherweise tollwütigen Tier Kontakt hatte. Heilversuche sind bei diesen Katzen verboten. Die sichere Diagnose der Tollwut wird dann nachträglich durch Untersuchungen des Gehirns gestellt – eine Diagnose am lebenden Tier ist nicht möglich. Katzen, die gegen Tollwut geimpft sind, sind von der Zwangstötung gemäß Tollwutverordnung ausgenommen.3, 8
Auszug aus § 9 der Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut:8
„(1) Für Hunde und Katzen ordnet die zuständige Behörde die sofortige Tötung an, wenn anzunehmen ist, dass sie mit seuchenkranken Tieren in Berührung gekommen sind. Sie kann die sofortige Tötung dieser Hunde und Katzen anordnen, wenn anzunehmen ist, dass sie mit seuchenverdächtigen Tieren in Berührung gekommen sind.“
„(3) Absatz 1 gilt nicht für Hunde und Katzen, die nachweislich bei der Berührung unter wirksamem Impfschutz standen. Solche Hunde und Katzen sind sofort behördlich zu beobachten und unverzüglich erneut gegen Tollwut zu impfen. Die zuständige Behörde kann zulassen, dass von der Impfung abgesehen wird, wenn die Tiere bereits mehrmals in kurzen Abständen gegen Tollwut geimpft worden sind.“
Der richtige Schutz: Die Impfung gegen Tollwut bei der Katze
Den einzigen Schutz vor Tollwut für Katzen bietet die Impfung. Sie gehört zu den sogenannten Non-Core-Impfungen. Das bedeutet, dass sie unter bestimmten Bedingungen empfohlen wird. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) schreibt in ihrer Leitlinie, dass die Tollwutimpfung für Katzen mit Freigang sinnvoll ist – schließlich sind die Tiere nach der Tollwutschutzverordnung im Verdachtsfall bessergestellt.3
Schema der Impfung gegen Tollwut bei der Katze:3
- Die Erstimpfung für Katzenwelpen erfolgt im Alter von frühestens 12 Wochen, danach folgen Auffrischungsimpfungen nach den Angaben des Impfstoffherstellers (meist drei Jahre)
- Um den Antikörpertiter zu erreichen, der z. B. für Reisen notwendig sein kann, ist ein Schema mit Impfungen im Alter von 12 Wochen, 16 Wochen und 15 Monaten sowie weiteren Auffrischungsimpfungen nach Herstellervorgaben empfehlenswert
Gut zu wissen
Bei Katzen, die z. B. aufgrund einer Infektion mit dem Felinen Leukämievirus (FeLV) ein geschwächtes Immunsystem haben, wirkt die Tollwutimpfung eventuell nicht wie gewünscht! Solche Katzen müssen sorgfältig klinisch untersucht und gegebenenfalls in kürzeren Abständen wiederholt geimpft werden.
Was passiert bei Verdacht auf Tollwut beim Menschen?
Wird ein Mensch von einem tollwütigen Tier gebissen, sollte die Wunde umgehend gründlich ausgewaschen und desinfiziert werden. Anschließend, so die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI), muss eine postexpositionelle Impfung verabreicht werden. Das ist eine Impfung nach dem Kontakt mit einem Erreger. Wird diese Impfung unverzüglich und richtig verabreicht, stehen die Chancen sehr gut: Bei Menschen ohne Immunschwäche liegt die Schutzwirkung bei hundert Prozent. Wichtig ist, dass auch Menschen mit vorheriger Tollwutimpfung nach Erregerkontakt die postexpositionelle Impfung erhalten. So wird der bestmögliche Immunschutz erreicht.1
Wie stecken sich Menschen mit Tollwut an?
Der hauptsächliche Übertragungsweg von Tollwut auf den Menschen ist der Biss eines Hundes. Die internationale Initiative Global Alliance for Rabies Control (GARC) tritt dem entgegen und hat zum Ziel, dass bis spätestens 2030 kein Mensch mehr durch einen tollwütigen Hund stirbt. In manchen Ländern, z. B. in den USA, spielen Katzen bei der Ansteckung des Menschen inzwischen aber sogar eine größere Rolle als Hunde.3
-
1. Robert Koch-Institut: Tollwut
-
2. Friedrich-Loeffler-Institut: Rabies – Bulletin – Europe, Rabies Information System of the WHO, Queries (durchgeführt für 2016 bis 2020)
-
3. Ständige Impfkommission Veterinärmedizin: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren, 5. aktualisierte Auflage, Stand 01.03.2023
-
4. Naturschutzbund Deutschland: Tierischer Besuch im Wohnzimmer
-
5. Naturschutzbund Deutschland: Keine Angst vor Bissattacken
-
6. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Regelungen für Reisen mit Hunden, Katzen und Frettchen innerhalb der EU
-
7. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Regelungen zur Einreise mit Hunden, Katzen und Frettchen in die Europäische Union
-
8. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut